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von Elisabeth Seifert

Der Regierungsrat verbessert die Durchlässigkeit von der Sek E in die Kantonsschulen. Die Aufnahmeprüfung in die erste Gymi-Klasse wird im Frühling 2017 ein letztes Mal durchgeführt. Ab dann soll der Notenschnitt genügen.

Seit einem Jahr hat das neunte Schuljahr im Oberstufenzentrum Wasseramt Ost ein verändertes Gesicht. Geprägt worden sind die neuen Konturen von Adrian van der Floe, Schulleiter und Präsident des Solothurner Schulleiterverbands. Ab August 2017 wird sein Modell an allen Sekundarschulzentren im Kanton Solothurn eingeführt. Die mit der Umsetzung der Reform auf der Sekundarstufe I geschaffenen Profile «Soziales» und «Technik» gehören bald der Vergangenheit an. Ersetzt werden sie durch einen Strauss von Profilfächern.

Mit diesen Veränderungen im Unterricht der dritten Klassen von Sek E (Erweiterte Anforderungen) und Sek B (Basisanforderungen) verfolgen die Bildungsstrategen ein doppeltes Ziel. Jene, die sich für eine Berufslehre entscheiden, sollen im letzten Schuljahr spezifisch im Hinblick auf das gewählte Berufsfeld gefördert werden. Und leistungsstarke Jugendliche, die nach der Sek E eine schulische Laufbahn einschlagen wollen, erhalten «die reelle Chance, dabei auch tatsächlich erfolgreich zu sein», sagt Bildungsdirektor Remo Ankli gegenüber dieser Zeitung. Und zwar in der Fachmittelschule, der Berufsmaturitätsschule oder am Gymi.

Mehr Mathe und Fremdsprachen

Damit ist die Sek E nicht mehr ausschliesslich auf die Vorbereitung für eine Berufslehre fokussiert, wie dies mit der Sek-I-Reform bezweckt worden ist. «Die Durchlässigkeit von der Sek E ins Gymnasium wird vereinfacht», schreibt die Regierung in ihrem am Dienstag gefassten Beschluss. An der Konzeption der Sek P (Progymnasium) wird sich dadurch nichts ändern. Im Gegenteil: Mit einem «strengeren Übertrittreglement» von der Primarschule in die Sek P soll das zweijährige Progymnasium an Kontur gewinnen. «Die Sek P fördert begabte Schüler, die sich bereits früh zu einer gymnasialen Laufbahn entscheiden», betont Remo Ankli.

Für Spätzünder indes, die im Verlauf der dreijährigen Sek E ihre schulischen Stärken erkennen, wird der Weg ins Gymnasium erleichtert. Im zweiten Semester der 3. Sek E erhalten leistungsstarke Schülerinnen und Schüler im Rahmen von vier Lektionen pro Woche Zusatzunterricht in den schulischen Kernfächern. Am Oberstufenzentrum Wasseramt Ost sind das zwei Lektionen Mathematik sowie je eine Lektion Französisch und Englisch. Damit erreichen die Schülerinnen und Schüler am Ende der neunten Klasse ein ähnlich hohes schulisches Niveau wie die Absolventen der Sek P, skizziert Remo Ankli den Zweck des Förderunterrichts.

Abschaffung der Prüfung

Anders als heute müssen Sek-E-Schüler, die nach der dritten Klasse ins erste gymnasiale Maturitätsjahr wechseln wollen, keine Prüfung mehr bestehen. Ein bestimmter Notendurchschnitt soll genügen. In den kommenden Wochen und Monaten werden das Bildungsdepartment und die involvierten Verbände die Modalitäten dafür aushandeln. Fest steht bereits: Ein letztes Mal wird die Prüfung im Frühling 2017 stattfinden. Der mittelschulvorbereitende Unterricht in der 3. Sek E richtet sich im Übrigen nicht nur an Interessenten für die gymnasiale Matur. Angesprochen sind auch künftige Fachmittelschüler und Berufsmaturanden.

Alle übrigen Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen Sek E und Sek B sollen in beiden Semestern Schwerpunktfächer wählen können, die ihren beruflichen Interessen entsprechen. An der Oberstufe Wasseramt Ost haben die Schülerinnen und Schüler die Wahl zwischen rund zehn berufsfeldspezifischen Kursen. Die künftigen Schreiner etwa haben pro Woche je zwei Zusatzlektionen Unterricht in Mathematik und Technischem Gestalten. Bei den Kaufleuten verteilen sich die vier Zusatzlektionen auf die Fächer Deutsch, Englisch und Französisch.

Weniger Druck auf die Sek P

Hintergrund für den Regierungsratschluss bilden die Ergebnisse einer Expertise, die das Volksschulamt im Frühling 2015 beim Institut für Erziehungswissenschaft der Uni Zürich in Auftrag gegeben hat. Die Wissenschaftler hatten den Auftrag zwei Varianten zu prüfen: die Schärfung des aktuellen Systems auf der Sekundarstufe I und eine Anpassung an die Schulstruktur der umliegenden Kantone. Im Aargau und den beiden Basel dauert die Sek P drei «Jahre und ist nicht – wie im Kanton Solothurn – ausschliesslich auf künftigen Maturanden ausgerichtet.

Seit Ende letzten Jahres liegen dem Volksschulamt die Ergebnisse vor. In den vergangenen Monaten haben die Verantwortlichen im Bildungsdepartement die Resultate mit Vertretern der Volksschulen sowie der Mittelschulen analysiert, diskutiert und die Konsequenzen daraus gezogen. Der gestern verabschiedete Beschluss der Regierung stösst denn auch in diesen Kreisen auf hohe Akzeptanz.

Für eine eventuelle Anpassung an die Bildungsraum-Kantone sei es noch zu früh, sind sich die Studien-Autoren, das Bildungsdepartement und sämtliche involvierten Gruppen einig. Die ersten Klassen der völlig neu gestalteten Sekundarstufe I starteten im August 2011. «Wir müssen der Reform eine Chance geben, bevor wir die Reform wieder reformieren», betont Remo Ankli. Eine Reform nach der Reform würde nur Unsicherheiten schaffen. Eine Verlängerung der Sek P um ein Jahr nach dem Vorbild der Nachbarkantone käme den Kanton zudem teuer zu stehen. Vor allem aber wolle Solothurn im Sinne der Begabungsförderung – und einem entsprechend raschen Weg bis zur Matura – an der zweijährigen Sek P festhalten.

Genauso einig sind sich die Akteure im Bildungswesen aber, dass es gewisse «Justierungen» braucht, wie sich Remo Ankli ausdrückt. Von einer verbesserten Durchlässigkeit von der Sek E ins Gymnasium erhofft sich der Bildungsdirektor «weniger Druck auf die Sek P». Seit Beginn der neuen Sek I hätten zu viele Sek-P-Absolventen nicht die gymnasiale Laufbahn eingeschlagen. Rund 20 Prozent wechseln in eine Berufslehre oder eine Fachmittelschule. Und weitere 10 Prozent müssen jeweils die erste Gymi-Klasse repetieren.

Wer sich zurzeit die Option «Gymnasium» offen halten will, muss sich praktisch für die Sek P qualizieren. Von den rund 900 Schülerinnen und Schülern in der 3. Sek E wagen sich gerade mal 60 Schüler an die Prüfung ins erste Gymi und rund die Hälfte besteht diese dann auch. Mit der vereinfachten Durchlässigkeit dürften künftig mehr Schüler von der 3. Sek E ans Gymi wechseln – und dafür weniger Schüler von der Primarschule in die Sek P drängen.