von Rebekka Balzarini und Noelle Karpf – SZ, 8. August 2020

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Die Schulen im Kanton öffnen am Montag mit individuellen Schutzkonzepten. Eine generelle Maskenpflicht gibt es bisher keine, im Zentrum stehen die üblichen Hygienemassnahmen. Wie der Bildungsdirektor des Kantons im Interview darlegt, kann sich das aber ändern, falls die Fallzahlen stark steigen.

Das vergangene Schuljahr war ein Ausnahmeschuljahr für die Schulen im Kanton. Mehrere Wochen wurden die Kinder per Fernunterricht betreut, die Lehrpersonen mussten innerhalb kürzester Zeit ihren Unterricht anpassen. Auch das Bildungsdepartement des Kantons war stark gefordert. Bildungsdirektor Remo Ankli spricht im Interview über die vergangenen Wochen und das anstehende Schuljahr.

Wie haben Sie die Sommerferien erlebt?

Remo Ankli: Diesen Sommer habe ich hier verbracht. Es war mir wichtig, einen regelmässigen und persönlichen Kontakt zu den Verantwortlichen in den Ämtern meines Departements zu haben.

Die Ferien wurden in den Schulen zur Vorbereitung genutzt, was hat Sie als Bildungsdirektor in dieser Zeit am meisten beschäftigt?

Kurz vor den Sommerferien hat die Konferenz der Erziehungsdirektoren Grundsätze für die Wiederaufnahme eines vollumfänglichen Präsenzunterrichts im neuen Schuljahr beschlossen. Während der Sommerferien haben wir an der konkreten Umsetzung im Kanton Solothurn gearbeitet. Nicht zuletzt hat die Wiederaufnahme des Klassenunterrichts an den Berufs- und Kantonsschulen viel Zeit beansprucht.

Das vergangene Schuljahr endete noch immer in einer Ausnahmesituation, was nehmen Sie ins neue Schuljahr mit?

Der Fernunterricht während der ausserordentlichen Lage hat gezeigt, dass Schule mehr ist als ihre Einzelteile und Bildung mehr als blosse Wissensvermittlung. Das klingt banal, ist es aber bei weitem nicht. Fernunterricht allein kann den schulischen Unterricht nicht ersetzen. So besteht Bildung auch in persönlichen Begegnungen über die eigene Gesellschaftsgruppe hinaus.

Was wünschen Sie sich für das neue Schuljahr?

Derzeit ist viel die Rede von der sogenannten «neuen Normalität». Ich wünsche mir, dass es für die Schulen im kommenden Schuljahr auch eine möglichst grosse Portion der «alten» Normalität geben kann.

Wie ist die Stimmung in Ihrem Departement nach den anstrengenden Wochen?

Das Leben während einer Pandemie verlangt der ganzen Gesellschaft ein hohes Mass an Flexibilität ab. Die Stimmung im Departement lässt sich vielleicht mit einer Bergtour vergleichen: Mit guter und geeigneter Ausrüstung fühlt man sich für mögliche Wetterumschwünge auf den verschiedenen Etappen gerüstet. Am Montag verlassen wir das Biwak 2 und freuen uns auf die nächste Etappe.

Ist eine erneute Schulschliessung ein Thema?

Dieses Szenario muss man gesamtgesellschaftlich zu verhindern suchen. Aber Taktgeber ist die epidemiologische Lage – und diese hängt von der Disziplin und dem Verantwortungsbewusstsein in der Bevölkerung ab. Weiterhin gilt daher: Hände waschen, Distanz halten. Punktuell wird es wohl zu Quarantänemassnahmen wie Klassenschliessungen kommen, auch einzelne kurzzeitige lokale Schulschliessungen sind denkbar.

Was bringt das neue Schuljahr politisch, Stichwort Volksschulgesetz?

Es ist mir ein grosses Anliegen, das Volksschulgesetz wieder lesbar zu machen. Deshalb werden in der zweiten Jahreshälfte die Arbeiten an dieser Nachführung weiter vorangetrieben. Zudem hat die Schulschliessung deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass die technologische Schere zwischen den Volksschulen nicht übergross wird. Hier müssen wir handeln. Auch dazu kann das nachgeführte Volksschulgesetz einen wichtigen Beitrag leisten.