Quelle: Ueli Wild

Der Freisinnige Remo Ankli (Beinwil) sieht sich als Garant der Kontinuität. Dabei greift er auf seine langjährige Erfahrung als Kantonsrat und Gemeindepräsident zurück.

Seit Oktober 2010 ist Remo Ankli freisinniger Parteisekretär. Zusammen mit Charlie Schmid, dem Fraktionssekretär und operativen Wahlkampfleiter, arbeitet er im kleinen Sekretariat an der Schöngrünstrasse 35. Die Stimmung hier, einen Steinwurf vom Bürgerspital und ein paar hundert Meter von der Strafanstalt Schöngrün entfernt, ist heiter. Früher war das FDP-Sekretariat an der Krummturmstrasse zuhause gewesen. Die dortigen Räumlichkeiten waren nicht mehr zeitgemäss – und die Mäuse nagten an der glorreichen Vergangenheit der Partei, sprich am Archiv der FDP, das im Keller aufbewahrt wurde. Diese Sorge wäre die Partei hier jetzt los. Inzwischen wurde das Archiv jedoch von einer externen Firma aufbereitet, respektive geordnet und ist nun in dem Zustand, in dem man es dem Staatsarchiv übergeben kann.

Geht es nach dem Willen der Freisinnigen, geht auch Remo Ankli dem Sekretariat verloren. Nicht in Richtung Staatsarchiv, obschon der 40-jährige Kantonsrat und Gemeindepräsident von Beinwil als Theologe und Historiker auch dort in seinem Element wäre, sondern in Richtung Kantonsregierung. Mit der Tür ins Rathaus fallen wird er bestimmt nicht. Auf die Frage, was sich in der Regierung ändere, wenn er gewählt werde, macht Ankli sofort klar: «Ich trete nicht mit dem Anspruch an, als Revolutionär und Umstürzler in die Regierung zu gehen.» Vielmehr gebe es Bereiche, die er weiter vertreten könne, etwa die Interessen des Schwarzbubenlandes. Ankli spricht hier von Kontinuität – von der Doppelvertretung des freisinnigen Gedankenguts, aber auch von Kontinuität in dem Sinn, «dass der ländliche Raum im Regierungsrat vertreten ist durch jemanden, der ein Sensorium für ihn hat». So wie das bei Christian Wanner, dem Landwirt aus Messen, der Fall gewesen sei.

Christian Wanner – «so etwas wie ein Vorbild»

Ob er ein politische Vorbild habe? – «Da scheut man sich ein wenig, etwas zu sagen», räumt Ankli ein. Der Vergleich sei immer «ein wenig seltsam». Aber es sei schon klar, und das solle nicht anbiedernd tönen: «Wenn ich von Bodenständigkeit, von Volksverbundenheit spreche, ist Christian Wanner sicher so etwas wie ein Vorbild.»

«Unser Mann für Solothurn», überschrieb Willi Menth aus Nunningen seinen Leserbrief für den Regierungsratskandidaten aus dem «Beibel». Was kann Ankli in der Regierung denn für das Schwarzbubenland tun? – Der Kandidat spricht als Beispiel den Engpass an der H18 bei Angenstein an, ein Problem, das die Schwarzbuben gerne gelöst wüssten. «Ich könnte es mir einfach machen und Versprechungen abgeben – aber das wäre natürlich falsch. Ich bin Realist genug zu wissen, dass ich das nicht durchsetzen kann. Was ich mitbringe, ist aber das Wissen um die Bedürfnisse der Bevölkerung – ich kenne ihre Anliegen gut.» Und der Regierung tue es gut, wenn sie vielfältig zusammengesetzt sei.

Grosse Distanzen im Schwarzbubenland

Das Schwarzbubenland, macht Ankli klar, bestehe aus lauter Kammern, die voneinander getrennt seien, es gebe grosse Distanzen – räumlich und auch mentalitätsmässig. Existiert trotzdem so etwas wie eine Partei- und andere Grenzen überschreitende Schwarzbubensolidarität? – Ankli bleibt auch da vorsichtig: «Das werden wir am 3. März sehen.» Eins weiss er aber: «Ich bin zweimal als Kantonsrat gewählt worden und 2009 hatte ich überparteiliche Unterstützung. Ich hatte mit Abstand das beste Resultat aller Kandidierenden. Darum habe ich das Gefühl, dass das jetzt auch spielen könnte – jetzt erst recht, wo ich der einzige Regierungsratskandidat aus dem Schwarzbubenland bin.» Es gibt noch einen andern Indikator: Unter den 13 Schwarzbuben-Kantonsräten bestünden persönlich überhaupt keine Probleme. «Wir bringen es ja auch fertig, alle 13 gemeinsam, einen Vorstoss zu unterstützen; und wenn wir das machen, bringen wir ihn auch durch.» Zusammenstehen – das sei die Hauptvoraussetzung, um in Solothurn gehört zu werden.

Remo Ankli, der Wissenschafter, der eine Dissertation geschrieben hat zum Thema «Freisinnig und katholisch – das Schwarzbubenland im Kulturkampf», Remo Ankli, der Junggeselle – ein Mönch für die Solothurner Regierung? – Ankli lacht. Es sei schon lustig: «Wenn man Theologe ist, liegt dieser Bezug jeweils nahe.» – Doch im Ernst: Andere sagen, sie schöpften Kraft aus ihrer Familie – wo findet denn Remo Ankli den Ausgleich zum Amt? «Klar, ich kann nicht Kraft aus der eigenen Familie beziehen, die ich nicht habe. Ich habe aber sonst eine Familie im Sinne von Verwandtschaft – wir sind vier Geschwister.

Dazu kommt das Umfeld in der Gemeinde, ein relativ gutes, intaktes Umfeld, das mir immer die Möglichkeit bietet, daheim zu sein.» Ankli macht deutlich, dass er auch nach einer Wahl in die Kantonsregierung im «Beibel» wohnhaft bleiben wird. «Ich übernehme hier ein Haus und bin gerade am Umbauen – da machte es keinen Sinn, wenn ich wegziehen würde.» Sehr gut abschalten könne er beim Lesen – von Büchern wie von Zeitungen. «Ich habe schon immer gerne Krimis gelesen, aber auch Biografien und natürlich auch historische Bücher.» Auch klassische Musik mag er. «Aber ich spiele kein Instrument.»

Nahe bei den Leuten

Vorderhand ist Ankli noch Gemeindepräsident von Beinwil. «Wir haben eine kleine Verwaltung», sagt er, «und ich muss vieles selber machen. Auch hier muss man führen, aber es ist eine andere Art – man ist sehr nahe bei den Leuten.» Auch im Schwarzbubenland sei Beinwil einzigartig – «mit dieser Fläche, und ein richtiges Dorf ist es auch nicht». Aber hier, wo er immer im Schützenverein mitgemacht hat, ist Remo Ankli aufgewachsen. «Ich kenne nichts anderes.»
Was, falsch verstanden, eine glatte Untertreibung ist, denn seit der Gymnasialzeit hat Ankli die Welt ausserhalb seiner Talschaft auf diversen Kulturreisen kennen gelernt. Und breit vernetzt ist er auch. Facebook etwa versuche er «vernünftig» zu nutzen. «Man kommt so an Leute heran, die man sonst nicht sieht, aber der Aufwand muss stimmen. Als Politiker zeigt man gerne, was man macht, und mich interessiert auch, was andere machen.» Das Ganze sei wie ein Marktplatz, halt elektronisch. «Aber man kommt nicht aus ohne den richtigen Marktplatz, ohne den echten Kontakt!»