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Am Lehrertag des Kanton Solothurn, der in der Stadthalle Olten stattfand, waren Schüleraustauschprogramme genauso Thema wie der Lehrplan 21 oder die Ausweitung von Kleinklassen.

Während ihre Schülerinnen und Schüler unten in der Badi den letzten Sommertag dieses Jahres geniessen, strömen die Lehrer des Kanton Solothurn zu Hunderten in die Oltner Stadthalle. Der kantonale Lehrerinnen- und Lehrertag steht auf dem Programm, dafür haben die Lehrer und Lehrerinnen extra ihren freien Mittwochnachmittag geopfert, wie Bildungsdirektor Remo Ankli, der als Redner eingeladen war, später noch sagen wird.

Am Morgen fanden Versammlungen der einzelnen Fraktionen (Kindergarten, Heilpädagogik, etc.) statt, am Nachmittag die Haupttagung mit Ansprachen von Vertretern des Verbandes Lehrerinnen und Lehrer Solothurn, sowie von Ankli

Schüleraustausche forcieren

Lehrerverbandspräsidentin Dagmar Rösler sprach mit der Speziellen Förderung ein heisses Eisen an, das heisst für besonders begabte oder lernschwache Schüler. Besonderes die Regionalen Kleinklassen sind in die Kritik geraten, weil nur gerade 14 Kinder im ganzen Kanton eine solche Klasse besuchen.

Mit der Auflösung der Kleinklassen könne man pro Kind 2000 Franken sparen – pro Jahr, sagt Rösler. Und trotzdem ist sie der Meinung, dass die Klassen nicht ersatzlos gestrichen werden dürfen, und plädiert sogar für deren Ausbau: «Ich finde, dass Kinder in eine Kleinklasse geschickt werden dürfen, auch wenn die Eltern damit nicht einverstanden sind», und erntet damit spontanen Applaus der Anwesenden.

«Derzeit ist eine Arbeitsgruppe daran, Optimierungsmöglichkeiten zu suchen.» Denn eine Umfrage unter den Solothurner Lehrern hat gezeigt: An der Speziellen Förderung müssen Veränderungen vorgenommen werden, dies wünschen sich auch 50 Prozent der Befragten, berichtet Rösler.

Lehrerverbands-Geschäftsführer Roland Misteli äusserte sich zum Sprachenstreit in der Schweiz. «Wir vom Lehrerverband haben uns immer dafür eingesetzt, eine Landessprache, bei uns ist dies Französisch, als erste Fremdsprache in der Primarschule zu erlernen.» Er ist sich aber auch bewusst, dass es der Kanton Solothurn einfacher hat, weil er sich direkt an der Sprachgrenze befindet.

«Das Ziel der Volksschule soll es sein, den Boden für das Entdecken fremder Kulturen zu bilden», konstatiert Misteli und spricht sich für «systematische und kontinuierliche Schüleraustausche mit Schulen in der Romandie» aus. «Unsere Schüler würden für einige Wochen ins Welschland gehen und bei den Familien der dortigen Austauschschüler wohnen und umgekehrt», führt er aus.

Misteli betont dabei, dass bereits vielversprechende Projekte existieren, die auch den Zusammenhalt über den Röstigraben hinweg stärken würden.

Werbung machte Misteli auch für den Lehrplan 21, der im Schuljahr 2018/2019 im Kanton eingeführt werden soll. Bevor dies vonstattengehen kann, werden die Solothurner Stimmberechtigten zuerst über eine Volksinitiative, die die Einführung des Lehrplans 21 verhindern will, abstimmen.

«Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung des Lehrerverbands empfehlen, die Initiative abzulehnen. Es ist nicht geklärt, was nach einer Annahme geschehen würde», stellt Roland Misteli klar: «Obwohl Kritik am Lehrplan existiert, überwiegen die positiven Aspekte», erklärt er, ohne dies weiter auszuführen. Damit man wisse, was die Lehrer vom Lehrplan 21 halten, plane der Lehrerverband eine sogenannte Urabstimmung unter seinen Mitgliedern, die Licht ins Dunkel bringen soll.

Auch die Sek-I-Reform gab zu Reden. «Sie wird derzeit nicht reformiert», hebt Präsidentin Rösler hervor und erklärt anschliessend, dass es trotzdem einiger Änderungen bedarf: Ein Beispiel dafür sind freiwillige Berufswahl-Kurse in der Sek P, die ja vor allem für angehende Gymnasiasten vorgesehen sind. «Die Sek I ist auf gutem Weg, jetzt bedarf es noch einigen Feinjustierungen», sagt Rösler.

Zum vierten Mal in seiner vierjährigen Amtszeit als Bildungsdirektor trat Remo Ankli am Lehrertag auf und hebt dabei den kantonalen Lehrertag als unverzichtbare Institution hervor, für die sich die Lehrerschaft aktiv einsetze. Er spricht über das sich wandelnde Umfeld einer Lehrperson, über soziale Medien als Herausforderung und darüber, dass es die Aufgabe des Kantons sei, den Lehrpersonen die idealen Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, damit sich diese vollumfänglich dem Unterricht widmen können.

Auch seine Bestrebungen, im Frühling 2017 als Bildungsdirektor wiedergewählt zu werden und dies auch zu bleiben, kamen nicht zu kurz.